Nach der Grundschule wird den Schülern in der Hauptschule laut Definition der Kultusministerkonferenz eine grundlegende allgemeine Bildung vermittelt. Im Vergleich hierzu: die Realschule vermittelt eine erweiterte allgemeine Bildung und das Gymnasium eine vertiefte allgemeine Bildung.
Die Hauptschule geht von Klasse 5 bis Klasse 9 oder 10. Ausnahmen bilden Berlin und Brandenburg. Hier starten die integrierte Sekundarschule und die Oberschule ab Klasse 7.
Die Hauptschulen haben einen berufsbezogenen Ansatz, d.h. das Lernen erfolgt hier mehr praxisorientiert und soll schon auf den späteren Beruf gezielt vorbereiten.
Die Akzeptanz der Hauptschulen
Tatsache ist, dass die Akzeptanz der Hauptschule immer mehr sinkt. Wenn möglich, dann schicken Eltern ihre Kinder auf die Realschule oder aufs Gymnasium. Freiwillig auf die Hauptschule, weil das Konzept der Schule so stimmig ist – das gibt es nicht. Auf die Hauptschule gehen diejenigen Schüler, für die die anderen Schulformen eine zu große Hürde darstellen. Das Bild der Hauptschule als Schule mit Migrantenkindern, Gewalttätigen Kindern, sozial schwachen Kindern hält sich hartnäckig.
Das Statistische Bundesamt hat festgestellt, dass von 2005 bis 2015 die Anzahl der Hauptschulen immer mehr zurückging. In diesen letzten zehn Jahren wurden 4 von 10 Hauptschulen geschlossen. Kein Wunder, wechselten doch 57% der Schülerinnen und Schüler im Jahr 2015 nach der Grundschule auf ein Gymnasium oder eine Realschule. Wenn also immer weniger Schüler / Schülerinnen auf die Hauptschule gehen, dann werden auch immer weniger von diesen Einrichtungen gebraucht.
Die neuen Namen der Hauptschulen
Die meisten Bundesländer haben hierauf reagiert und das Konzept oder manchmal leider auch nur den Namen der Hauptschule verändert.
Die neuen Schulformen heißen jetzt Mittelschule, Realschule plus, integrierte Sekundarschule, regionale Schule, Regelschule, Stadtteilschule und vieles mehr und variieren von Bundesland zu Bundesland.
Die Hauptschulen lehren meist sehr berufsorientiert. Die Schüler werden schon sehr früh auf eine spätere Berufswahl vorbereitet indem sie mehrere Praktika in Firmen absolvieren. Auch sind die Schulfächer darauf ausgerichtet den Schülern den Berufsalltag näher zu bringen.
Die Hauptschule in den Bundesländern
Wie die Hauptschulen in den jeweiligen Bundesländern aussehen und mit welchen Noten Du den dortigen Abschluss machen kannst, das erfährst Du auf den folgenden Seiten.
Ein Irrweg
Bildungsexperten sind sich mittlerweile einig, dass sich die Abschaffung der Hauptschule problematisch auswirken kann. Viele Bundesländer gehen dazu über, integrierte Gesamtschulen einzurichten. Während die Hauptschulen zurückgehen, hat sich die Zahl der integrierten Gesamtschulen im gleichen Zeitraum verdoppelt. Hierzu hat der ehemalige Präsident des Lehrerverbandes Josef Kraus den Satz geprägt: „Mit der Abschaffung der Hauptschule ist der Hauptschüler jedoch nicht abgeschafft.“
An den integrierten Gesamtschulen ist die Anzahl der Schüler / Schülerinnen je Klasse deutlich höher als an einer Hauptschule. An einer Hauptschule werden die Kinder mit durchschnittlich 20 anderen unterrichtet. An einer integrierten Gesamtschule sind es schon 25 Kinder, die zusammen in einer Klasse sitzen. Das macht es auch den Lehrkräften schwieriger sich auf jeden Einzelnen zu konzentrieren. Die Förderung von ausländischen Schülern / Schülerinnen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen bis zu Kindern mit extremen Lernschwierigkeiten kommt da zu kurz.
Ein weiterer Punkt ist, so Josef Kraus (ehemaliger Präsident des Lehrerverbandes), dass sich die Größe der Schule negativ auf die Förderung von schwierigen Kindern auswirkt. „Gewalt- und Disziplinprobleme sind umso schwerer in den Griff zu bekommen, je größer die Einrichtung ist, und mitunter sind die Gesamtschulen sogar auf 1000 oder 1200 Schüler ausgelegt“, so Kraus.
Für den Umgang mit ethnisch unterschiedlichen Gruppen sind die Lehrkräfte an den Hauptschulen erfahrener, als die Lehrkräfte anderer Schulen. Die Zusammenfassung von Hauptschule und Realschule ist für die leistungsschwächeren Kinder nicht ideal. Im Durchschnitt sind auf einer Hauptschule 170 Kinder. Die individuelle Förderung der Schüler / Schülerinnen kann dort viel einfacher praktiziert werden, als auf einer größeren Gesamtschule.
Unterschiedliche Sichtweise in den Bundesländern
Im Bundesland Bayern gibt es weiterhin die Hauptschule. Man sieht die Notwendigkeit nicht nur Akademiker auszubilden. Auch Handwerker und ausgebildete Facharbeiter werden dringend benötigt. Um die Hauptschule in Bayern interessanter zu gestalten wurde sie deshalb reformiert. Heute heißt die Hauptschule in Bayern Mittelschule. Von der Praxisklasse bis zum Realschulabschluss kann ein Schüler / eine Schülerin jeden Abschluss machen.
In Bayern gehen nach wie vor rund 30% der Kinder nach der Grundschule auf die Mittelschule. Bundesweit sind es nur noch etwa 8% der Kinder, die auf die Hauptschule wechseln.
Die Bundesländer Bremen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen setzen dagegen auf eine Reform zugunsten der integrierten Gesamtschulen. Ein Großteil der Schüler geht mittlerweile schon auf diese Schulform.
Die Industrie bedauert den Rückgang der Hauptschulen
Auch die Industrie und Wirtschaft freut sich über Hauptschulabsolventen, die schon während der Schulzeit praxisnah ausgebildet wurden. Die Hauptschule bereitet ihre Schüler / Schülerinnen gezielt auf das spätere Berufsleben und die duale Ausbildung vor. Davon profitieren die Arbeitgeber.
Fairerweise muss man erwähnen, dass sich Hauptschulabsolventen dann trotzdem oftmals als chancenlos sehen, wenn es um die Vergabe von Lehrstellen geht. Denn die Industrie vergibt den begehrten Ausbildungsplatz schon mal an einen guten Realschulabsolventen.
Schreibe einen Kommentar