Ob ein Internat sinnvoll für Dein Kind ist, das hängt von Eurer Lebenssituation, der persönlichen Einstellung und auch von der finanziellen Position ab. Es gibt Vorteile und Nachteile einer Internatserziehung. Wägt Ihr diese gegeneinander ab, dann findet Ihr leicht heraus, ob ein Internat die beste Lösung für Eure Situation ist.
Welche Bedenken haben die Eltern?
Natürlich gibt es auch Bedenken, die Eltern haben, wenn Sie sich mit dem Gedanken befassen ihr Kind eventuell auf ein Internat zu schicken. Einige davon habe ich nachfolgend aufgelistet:
Sind nur Problemfälle auf dem Internat?
Ehrlicherweise muss man sagen, dass doch viele Eltern erst darüber nachdenken ihr Kind aufs Internat zu schicken, wenn es Probleme gibt. Wenn der Kleinkrieg zu Hause nicht mehr bewältigt wird, wenn das Kind die Schule bzw. das Lernen verweigert, wenn das Kind für die Eltern nicht mehr erreichbar ist und sich durch falsche Freunde noch weiter zu entfremden droht.
Dies und noch viel mehr an Bandbreite findet sich in einem Internat wieder. Sind die Lösungen zu Hause mit Psychologen etc. alle gescheitert, suchen die Eltern nach Möglichkeiten, wie sie ihrem Kind doch noch auf seinem Lebensweg weiterhelfen können.
Einige Internate haben sich genau auf solche Fälle spezialisiert. Das Positive daran ist, dass sich Kinder, die dort untergebracht sind, nicht minderwertig fühlen nur weil sie Probleme hatten. Gerade weil im Internat die meisten, das ein oder andere Problem hatten, fühlen sich alle akzeptiert. Und weil die straffe Struktur im Internat für alle gilt, halten sich die Kinder und Jugendlichen auch daran.
Struktur und Tagesablauf
Im Internat gelten andere Regeln als bisher in der Familie. Der Tageablauf ist durchstrukturiert mit wenig Zeit für sich selbst. Eine straffe organisatorische Struktur bestimmt den alltäglichen Rhythmus der Kinder und Jugendlichen. Die Schüler/innen müssen deshalb eine große Disziplin entwickeln. Dies ist gerade während der Pubertätsphase eine wichtige Erfahrung.
Struktur und Halt, die die Kinder und Jugendlichen jetzt erhalten lassen sie die schulischen Ziele besser erreichen.
Alkohol und Drogen im Internat
Hin und wieder kann man in den Medien über Alkohol- oder Drogenmissbrauch im Internat lesen. Ja das kann vorkommen. Dies kommt allerdings in gleicher Häufigkeit auch außerhalb eines Internats vor.
Berichte über Drogen in einem Internat lassen sich durch die Medien nur leichter verkaufen und finden deshalb mehr Aufmerksamkeit. Gerade weil die Allgemeinheit ein „Heile-Welt-Bild“ von der Institution Internat hat.
In der Mehrzahl der Internate, gibt es eine klare Richtlinie, dass ein Ausschluss erfolgt, falls Drogen konsumiert werden.
Wie in den Schulen gilt auch im Internat, die überwiegende Mehrheit der Schüler/innen nimmt keine Drogen.
Als Eltern mit den Vorwürfen klarkommen
Eltern, die ihr Kind auf ein Internat schicken, werden im Alltag mit großen Vorurteilen konfrontiert.
Von der Nachbarschaft und dem sonstigen Umfeld werden Internatseltern schnell als Rabeneltern angesehen. Weil man nicht selbst für sein Kind sorgt, sondern es „abschiebt“. Die direkte Verwandtschaft äußert ihr Missfallen dann schon öffentlich und Internatseltern sehen sich häufig gezwungen sich für ihre Entscheidung zu rechtfertigen.
Hinzu kommt, dass Eltern, deren Kind ein Internat besucht, auch „Heimweh“ haben. War vorher laute Musik oder allabendlicher Streit an der Tagesordnung, so finden die Eltern jetzt ein stilles Haus vor. Mit einem leeren Haus am Abend zurechtzukommen, das muss erst einmal wieder neu gelernt werden.
Die engste Bezugsperson, die man hat, einfach so in fremde Hände abzugeben, ist nicht einfach.
Gruppendruck im Internat
Mit Gruppendruck assoziiert man zuerst einmal etwas Negatives. Jemand wird zu etwas verleitet, weil alle das tun, obwohl er/sie das eigentlich nicht will.
Dass Gruppendruck auch eine positive Seite haben kann, erfährt man im Internat. Wenn alle anderen die Hausaufgaben machen oder Lernen, dann findet sich niemand zum „Abhängen“. Also nutzen alle die gleiche Zeit zum Lernen.
Zu Bettgehen gestaltet sich ebenfalls viel einfacher als zu Hause. Gehen alle meine Freunde zur gleichen Zeit ins Bett, dann fällt es mir auch leicht die Bettgehzeit zu akzeptieren. Im Internat gibt es feste Zeiten, die für alle gelten. Da gibt es kein Verhandeln um eine spätere Zeit.
Neues Leben in einer anderen Gemeinschaft
Für Dein Kind beginnt jetzt ein neues Leben in einer anderen Gemeinschaft. Diese Umstellung dauert ihre Zeit. Übereinstimmende Berichte von Internatsschülern oder Internatslehrkräften berichten von circa 14 Tagen Heimweh. Danach hat sich Dein Kind bereits an seine neue Umgebung gewöhnt.
In der Regel fällt den Eltern die Umstellung deutlich schwerer und das „Heimweh“ der Eltern dauert auch deutlich länger.
Innerhalb der Gruppe muss Dein Kind seine Position erst finden und lernen sich zu behaupten. Dadurch werden die Persönlichkeitsentwicklung, das Durchsetzungsvermögen, die Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein gestärkt. Sozialkompetenzen werden entwickelt.
Viele Kinder / Jugendliche leben gerne in ihrer neuen Gemeinschaft. Sie sind jetzt unter vielen Gleichaltrigen, die alle mit den gleichen Problemen zu tun haben.
Was, wenn es meinem Kind im Internat nicht gefällt
Es kann vorkommen, dass Dein Kind im Internat so gar nicht glücklich wird.
Entweder ist Dein Kind eben nicht geeignet für ein Internat und fühlt sich dort unwohl. Dann macht es Sinn das Kind wieder nach Hause zurück zu holen und sich eine alternative Betreuungsform zu suchen.
Eine solche Situation ist jedoch sehr selten.
Oftmals kommt es allerdings vor, dass eben nur dieses eine Internat nicht zu Deinem Kind passt. Es kann sein, dass der Typ des Internates so gar nicht zu Deinem Kind passt. Zum Beispiel gibt es große Internate mit dementsprechend viel Trubel und Angeboten. Ist Dein Kind ein „stiller Typ“, dann fühlt es sich eventuell nicht wohl unter so vielen Menschen. In einem solchen Fall wäre ein kleines Internat mit wenigen Schüler/innen sicherlich besser.
Ein Versuch ist es zumindest Wert, dass Ihr Euch gemeinsam ein weiteres Internat aussucht, das vielleicht besser zum Charakter Deines Kindes passt. Es gibt eine Vielzahl an Internaten in Deutschland unter denen Ihr bestimmt das Passende findet.
Damit Ihr das richtige Internat gleich beim ersten Versuch findet, findest Du im nächsten Artikel „15 Kriterien für die Auswahl eines Internates“.
Vorstellung aus der Literatur
Vorurteile über Internate sind ganz häufig geprägt durch die Literatur, die die meisten unter uns gelesen haben. Positive Vorurteile werden geprägt durch Bücher wie Hanni&Nanni, das fliegende Klassenzimmer, der Trotzkopf und Harry Potter. Zwar gibt es in dieser Literatur auch immer Probleme, diese werden aber gegen Ende zum Guten aufgelöst. Die ganze Gemeinschaft hält zusammen und die Bösen werden bestraft.
Negative Vorurteile können entstehen, wenn man Bücher wie unterm Rad, Jakob von Gunten oder Warum du mich verlassen hast, liest.
Man sollte sich bei alledem immer klar machen, dass es sich um Literatur handelt und nicht um die Realität. Aber da die überwiegende Mehrheit von uns kein Internat besucht hat, ist sie darauf angewiesen, sich anhand von Büchern oder anhand vom Hörensagen eine Vorstellung vom Internatsleben zu machen.
Vertragsinhalte
Allgemeines
Helga Dannbeck hat meiner Meinung nach einen Artikel veröffentlicht, der viele Fragen zum Thema Internat beantwortet, wenn man sich als Eltern mit der Überlegung beschäftigt, sein Kind ins Internat zu geben. Hier lohnt es sich auf jeden Fall nochmals nachzulesen.
Wachsende Zahl an Ganztagsschulen bedroht die Existenz der Internate
Früher war die Versorgung mit Schulen im ländlichen Raum nicht gut. Aus diesem Grund sahen sich viele Familien gezwungen ihr Kind in ein Internat zu geben, wenn es eine gute Bildung erhalten sollte. Auch bei der Berufstätigkeit beider Elternteile war dies der Fall.
Heute stellt eine engmaschige Versorgung mit Schulen, das Bildungsangebot für jedermann sicher. Zudem schreitet der Ausbau der Ganztagesbetreuungen rasant voran. Eine Entwicklung, die für die Internate bedrohlich ist.
Sind beide Elternteile berufstätig, dann stellt sich natürlich die Frage, wie das Kind tagsüber nach Schulende betreut wird. Bei vermögenden Eltern kam in diesem Zuge dann auch die Internatslösung zum Tragen. Hier wurde sichergestellt, dass das Kind eine bessere Schulbildung erhält und die Betreuung tagsüber gewährleistet ist. Diese Eltern zählten zur typischen Kundschaft der Internate.
Logischerweise fallen diese Kunden heutzutage bei den Internaten immer mehr weg. Sie nutzen lieber die Ganztagesangebote vieler Schulen, die oftmals sehr gut ausgestattet sind. Auch bieten Privatschulen ein breitgefächertes Angebot an Freizeit- bzw. außerschulischen Aktivitäten an und machen den Internaten weitere Konkurrenz.
Mit einer verringerten Zahl an Schul-Beiträgen kommen die Internate in die Bedrängnis die Leistungen in gleichem Maße aufrechterhalten zu können. Auf der einen Seite erwarten die Eltern bzw. die Internatsschüler ein gleichbleibendes hohes Niveau an Leistungen. Auf der anderen Seite gehen die Einnahmen zurück, sodass irgendwo gespart werden muss.
Zumindest die privaten Internate sind Wirtschaftsunternehmen, deren Betrieb sich lohnen muss.
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