Ob ein Internat sinnvoll für Dein Kind ist, das hängt von Eurer Lebenssituation, der persönlichen Einstellung und auch von der finanziellen Position ab. Es gibt Vorteile und Nachteile einer Internatserziehung. Wägt Ihr diese gegeneinander ab, dann findet Ihr leicht heraus, ob ein Internat die beste Lösung für Eure Situation ist.
Wenn das Thema Internat im Raum steht, dann geht einem vieles durch den Kopf. Überlegungen von „ob überhaupt“ über „passt das zu uns?“ bis hin zu „können wir uns das leisten?“ werden jetzt angestellt.
Das alles will bedacht sein und gut vorbereitet sein.
Die meisten von uns kennen ein Internat nur aus Büchern oder Filmen wie Harry Potter, Hanny und Nanny oder das fliegende Klassenzimmer. Dass diese Filme nicht die reale Internatswelt darstellen ist klar. Aus diesem Grund ist es schwierig zu beurteilen, ob ein Internat sinnvoll für Dein Kind ist, wenn dieses eines Tages den Wunsch äußert eben in ein solches gehen zu wollen.
Dieser Artikel soll Dir helfen zumindest einen ersten Schritt in Richtung „Internatsfindung“ zu machen. So kannst Du herausfinden, ob ein Internat sinnvoll für Dein Kind ist.
Internate Definition
Internate bieten zumeist eine Kombination aus Wohnmöglichkeit und Schule. Dein Kind kann also dort wohnen und übernachten und auch dort zur Schule gehen.
Möglich ist es allerdings auch, dass Dein Kind nur tagsüber die angegliederte Schule besucht und nicht im Internat übernachtet. Dann ist es ein „Externer“.
Oder Dein Kind ist ein sogenannter Tagesschüler. Als Tagesschüler kann es alle Angebote des Internates beziehungsweise der Schule nutzen außer der Übernachtungsmöglichkeit. Das bedeutet, dass Dein Kind als Tagesschüler das Internat quasi als Ganztagsschule nutzt und abends nach Hause geht.
Als letzte Variante gibt es noch Internate, die nur die Wohnmöglichkeit bieten. Hier geht Dein Kind dann auf eine Schule im Umkreis, die aber nicht direkt an das Internat angeschlossen ist.
Welches Internat ist das Richtige?
Auf diese Frage kann man pauschal keine Antwort geben. Denn die Internate unterscheiden sich doch sehr in Ihren Angeboten. Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass die meisten Internate sich gleichen. Beschäftigst Du Dich allerdings etwas detaillierter mit dem Thema Internat, dann merkst Du schnell, dass zwischen den jeweiligen Internaten in vielen Punkten Unterschiede bestehen.
Auf ihren Webseiten stellen sich die Internate bereits sehr detailliert vor. So kannst Du schon eine erste Auswahl treffen.
Deine Wünsche oder Anforderungen, die Du an ein Internat hast, solltest Du im Hinterkopf behalten und die Webseiten hinsichtlich dieser Anforderungen checken:
- Suchst Du zum Beispiel ein Internat, das kleine Klassengrößen anbietet?
- Soll Dein Kind am Nachmittag eine bestimmte Sportart ausüben können?
- Eine musikalische oder künstlerische Ausrichtung des Internates ist gewünscht?
- Dein Kind möchte nur ein Einzelzimmer?
- Brauchst Du ein Internat für schwierige Jugendliche?
- Gibt es spezielle Fördermöglichkeiten bei Lernschwierigkeiten?
- Wie hoch sind die Kosten?
- Wie oft kann nach Hause gefahren werden?
Im Artikel 15 Fragen, die Du einem Internat stellen solltest, findest Du eine gute Übersicht mit vielen Punkten, über die Du nachdenken solltest.
Wann sollte ich über ein Internat nachdenken?
Gründe, warum Dein Kind in Zukunft auf ein Internat gehen sollte, gibt es viele. Hier möchte ich nur einige wenige davon auflisten. Viele weitere anschauliche Beispiele, die Dir zeigen, dass es viele verschiedene Lebenssituationen gibt, in denen es sinnvoll ist über ein Internat nachzudenken findest Du unter dem folgenden Link Warum Internat? 100 Gründe, warum Schüler ein Internat besuchen… (die-internate.de).
Manchmal kommt ein Kind von alleine auf die Eltern zu und äußert den Wunsch aufs Internat zu gehen. In diesem Fall könnt Ihr gemeinsam eine Liste erstellen mit allen Punkten, die Euch wichtig sind.
Berufliche Gründe können ebenfalls ein Grund sein, warum Du über ein Internat nachdenkst. Sind beide Elternteile beruflich viel unterwegs und eine Betreuung durch die Oma fällt weg, dann kann ein Internat eine gute Möglichkeit bieten, sodass Du Dein Kind gut betreut weißt.
Mit einer Lernstörung wie Legasthenie oder einer anderen Lernschwäche bist Du vielleicht die vielen Termine am Nachmittag leid, zu denen Du Dein Kind immer chauffieren musst. Internate, die auf die Förderung von Kindern mit Lernschwächen spezialisiert sind, können Dein Kind an Ort und Stelle fördern und unterstützen. Das entlastet sowohl Dein Kind wie auch Dich im Alltag.
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Welche Vorteile bietet ein Internat?
Entspanntere familiäre Situation
Seid Ihr in einer der oben genannten Situationen, dann habt Ihr den Vorteil, dass Eure familiäre Situation durch einen Internatsaufenthalt entspannter wird.
Freizeitaktiviäten
Im Internat werden viele verschiedenen Sportarten oder musisch/künstlerische Aktivitäten angeboten. Um diese nutzen zu können, muss Dein Kind nicht erst wieder irgendwo hin fahren und verliert keine wertvolle Zeit. So werden sinnvolle Nachmittags-Aktivitäten ausgeübt und trotzdem bleibt genügend Zeit für die schulischen Aufgaben.
Intensive Lernbegleitung
Die intensive Lernbegleitung im Internat ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, den Eltern schätzen.
Fehlt Dir die Zeit, um Dein Kind immer wieder zu ermahnen? Bist Du es leid Dich immer wieder Sätze sagen zu hören wie: „hast Du Deine Aufgaben schon gemacht?“ oder „Ist nicht diese Woche noch eine Klassenarbeit?“ oder ähnliches.
Viele Eltern haben keine Zeit sich nachmittags ständig um die Aufgaben ihrer Kinder zu kümmern. Andere wiederum können den Schulstoff oft gar nicht mehr und sind deshalb nicht in der Lage zu helfen.
Struktur und Tagesablauf
Im Internat wird Dein Kind ein ganz anderes Pflichtbewusstsein entwickeln als es das zu Hause tun wird. Es gibt feste Zeitpläne, die eingehalten werden müssen, wie Bettgehzeiten, Zeiten für die Hausaufgaben, Essenszeiten und vieles mehr. Der Tagesablauf im Internat folgt einer klaren Struktur und die Regeln, die jetzt gelten, können nicht so einfach umgangen werden wie zu Hause. Dadurch entwickelt Dein Kind Disziplin und Pflichtbewusstsein. Gerade während der Pubertätsphase ist dies eine wichtige Erfahrung. Auch die schulischen Ziele lassen sich mit Disziplin viel besser erreichen.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, wenn alle Schüler des Internates am Nachmittag lernen, ist niemand da zum „abhängen“. Wenn alle die Schulaufgaben erledigen, dann fällt es Deinem Kind leichter dies auch zu tun.
Corona und Internat
Während der Corona-Zeit hat sich ein besonderer Vorteil der Internate herauskristallisiert. Nämlich, dass die Jugendlichen in dieser Zeit weiterhin zusammen sein konnten. Während die Schüler der „normalen“ Schulen zu Hause isoliert waren und sich nicht mit Freunden treffen durften, konnten die Internatsschüler am Nachmittag ganz normal ihre Freizeitbeschäftigungen in der Gruppe ausüben.
Durch die Corona-Krise hat sich der Begriff „Internats-Blase“ gebildet. „Blase“ deshalb, weil innerhalb des Internates das Leben eigentlich ganz normal weitergehen konnte.
Auch der Online-Unterricht gestaltete sich im Internat angenehmer für die Jugendlichen als im normalen Gymnasium. Denn die Schüler konnten gemeinsam im Raum sitzen und den Unterricht gemeinsam verfolgen.
Eltern, die gemerkt haben, dass ihr Kind durch die Corona-Zeit den Anschluss in der Schule zu verlieren droht, denken dadurch verstärkt darüber nach, ob ein Internat sinnvoll für ihr Kind sein könnte.
Die Kosten
Ob ein Internat sinnvoll für Dein Kind ist, hängt natürlich auch von den Kosten ab, die auf Dich zukommen. Zwar unterscheiden sich die Beiträge zwischen den Internaten enorm, trotzdem musst Du ein monatliches Budget einkalkulieren. Kirchliche Internate sind meist günstiger und kosten circa 300 EUR monatlich während Eliteinternate circa 3500 EUR im Monat kosten können.
Deshalb ist es sinnvoll zuerst das monatliche Budget zu ermitteln, welches für ein Internat zur Verfügung steht. Dadurch kannst Du die auszuwählenden Internate bereits eingrenzen.
Möchtest Du Dein Kind unbedingt auf ein Internat schicken, das allerdings Dein Budget deutlich überschreitet? Dann bleibt noch die Möglichkeit ein Stipendium für dieses Internat zu beantragen.
Viele Internate bieten Stipendien an, für die man sich bewerben kann.
Neues Leben in einer anderen Gemeinschaft
Habt Ihr Euch für ein Internat entschieden, beginnt für Dein Kind jetzt ein neues Leben in einer anderen Gemeinschaft. Diese Umstellung dauert ihre Zeit. Übereinstimmende Berichte von Internatsschülern oder Internatslehrkräften berichten von circa 14 Tagen Heimweh. Danach hat sich Dein Kind bereits an seine neue Umgebung gewöhnt. In der Regel fällt den Eltern die Umstellung deutlich schwerer und das „Heimweh“ der Eltern dauert auch ein wenig länger.
Innerhalb der Gruppe muss Dein Kind seine Position erst finden und lernen sich zu behaupten. Dadurch werden die Persönlichkeitsentwicklung, das Durchsetzungsvermögen, die Eigenständigkeit und das Selbstbewusstsein gestärkt. Sozialkompetenzen werden entwickelt.
Was, wenn es meinem Kind im Internat nicht gefällt
Es kann vorkommen, dass Dein Kind im Internat so gar nicht glücklich wird. Entweder ist Dein Kind eben nicht geeignet für ein Internat und fühlt sich dort unwohl. Dann macht es Sinn das Kind wieder nach Hause zurück zu holen und sich eine alternative Betreuungsform zu suchen. Eine solche Situation ist jedoch sehr selten.
Vielleicht ist aber auch nur dieses eine Internat nicht das Richtige für Dein Kind. Es kann sein, dass der Typ des Internates so gar nicht zu Deinem Kind passt. Zum Beispiel gibt es große Internate mit dementsprechend viel Trubel und Angeboten. Ist Dein Kind ein „stiller Typ“, dann fühlt es sich eventuell nicht wohl unter so vielen Menschen. In einem solchen Fall wäre ein kleines Internat mit wenigen Schüler/innen sicherlich besser.
Ein Versuch ist es zumindest Wert, dass Ihr Euch gemeinsam ein weiteres Internat aussucht, das vielleicht besser zum Charakter Deines Kindes passt. Es gibt eine Vielzahl an Internaten in Deutschland unter denen Ihr bestimmt das Passende findet.
Entwicklung der Internate
Früher war die Versorgung mit Schulen im ländlichen Raum nicht gut. Bei vermögenden Eltern kam in diesem Zuge dann die Internatslösung zum Tragen, wenn das Kind eine gute Bildung erhalten sollte. Hier wurde sichergestellt, dass das Kind eine bessere Schulbildung erhält und die Betreuung tagsüber gewährleistet ist. Diese Eltern zählten zur typischen Kundschaft der Internate.
Heute hat sich die Schülerschaft der Internate gewandelt und ist vielschichtiger geworden. Trotzdem musst Du Dir bewusst sein, dass aufgrund der hohen monatlichen Kosten, vorwiegend Schüler aus vermögenden Familien im Internat sind.
Internate konkurrieren mittlerweile mit Ganztagsschulen oder Privatschulen. Eltern haben heutzutage viel mehr Optionen zur Auswahl wohin sie ihr Kind schicken können.
Eine Entwicklung, an die sich auch die Internate angepasst haben. Durch diesen strukturellen Wandel bedingt, wurden die Internate gezwungen sich neu zu positionieren und sich weiter zu entwickeln.
Dies trägt auch den hohen Erwartungen der Elternschaft Rechnung. Denn diese sind heutzutage nicht mehr zufrieden nur mit einem Internatsplatz damit das Kind unter seinesgleichen ist. Aufgrund der hohen Kosten erwarten die Eltern von einem Internat sehr gute, individuelle schulische Förderung und / oder spezielle Freizeitaktivitäten für ihr Kind.
Zusätzlich dazu hat die Corona-Krise aber auch weitere Vorteile der Internate gut sichtbar gemacht. Hier können die Internate punkten mit einem weiterhin reibungslosen Ablauf der Lernumgebung und auch der Freizeitgestaltung für die Schüler. Eine Isolierung, wie sie in den normalen Schulen während eines Lock-Downs stattgefunden hat, gab es in den Internaten nicht.
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