Wenn Du Mutter oder Vater eines hochbegabten Underachievers bist, verstehst Du oft die Welt nicht mehr.
Denn laut Intelligenztest ist Dein Kind hochbegabt. Nur in der Schule macht sich das leider nicht bemerkbar. Im Gegenteil. Was also tun? Wie kannst Du Deinen hochbegabten Underachiever so fördern, dass er seine Begabung und sein Potenzial nutzen kann?
In diesem Artikel schreibe ich nur über hochbegabte Underachiever im Schulalter und nicht über erwachsene Underachiever.
Was ist ein hochbegabter Underachiever?
Ein hochbegabter Underachiever ist ein Schüler, der die Fähigkeit hat, auf einem höheren Niveau zu lernen und zu arbeiten, als er es derzeit tut.
Auch wenn die genaue Definition des Begriffs „hochbegabter Underachiever“ variieren kann. Dieser Schüler hat in der Regel einen sehr hohen IQ.
Hochbegabung heißt nicht automatisch gute Noten
Immer noch setzt die Gesellschaft eine hohe Intelligenz gleich mit strebsamen Lernen, angepasstem Verhalten und guten Noten.
Dass dem nicht so ist, erlebst Du gerade mit Deinem Kind, dem ein hoher Intelligenzquotient bescheinigt wurde, das aber in der Schule schlecht ist.
Was ist das Problem?
Das Problem dabei ist, dass hochbegabte Underachiever trotz ihrer Fähigkeiten große Schwierigkeiten in der Schule haben. Oft sind sie sogar gefährdet die Schule abzubrechen oder sitzenzubleiben.
Was die Gründe dafür sind und warum sich ein Underachiever so verhält, darin sind sich die Wissenschaftler uneinig. Einige Theorien wurden bislang aufgestellt. Kinder und Jugendliche wurden untersucht und befragt. Insgesamt jedoch ist das Thema „hochbegabte Underachiever“ noch nicht allzu sehr erforscht.
Eine Theorie* ist zum Beispiel, dass Unterforderung sehr oft gar nicht das Problem ist. Sondern es oftmals Defizite der Wahrnehmungsverarbeitung und der Daueraufmerksamkeit sind, die zum Underachievement führen.
Eine andere Theorie vermutet, dass auch Eltern und deren Erziehungsstil einen Einfluss auf die Hochbegabung nehmen. Und eine wieder andere Theorie stellt die These auf, dass die Minderleister keine angemessene Motivation aufbringen. Gleichzeitig verwenden sie eine unpassende Lernstrategie, was zu Misserfolgen führt. Dadurch, dass sie zu Grundschulzeiten den Lernstoff zu einfach aufnehmen und umsetzen konnten, brauchten sie keine Lernstrategie. Deshalb haben sie es verpasst sich geeignete Lernstrategien anzueignen, wie es zum Beispiel die Normalbegabten getan haben. Als Resultat bekommen sie in den höheren Klassenstufen zunehmend Probleme.
Was wünschen sich die hochbegabten Underachiever?
Werden die Underachiever allerdings selbst befragt, dann sehen sie die Zeit in der Schule als problematisch. Schule wird von Hochbegabten oft als „Hinnehmen“ und „Automatisiertes Lernen“ empfunden. Das würde dann erklären, warum hochbegabte Underachiever keine Motivation für das Lernen in der Schule aufbringen.
Aus diesem Grund wäre ein guter Ansatz Verbesserungsmöglichkeiten in der Schule zu identifizieren. Zum Beispiel könnte die Schule
- Die technische Ausstattung verbessern.
- Die Raumgestaltung verändern – Schule offener gestalten.
- Einen anderen zeitlichen Rhythmus z.B. Blockunterricht erlauben. Dadurch wäre dann eine längere Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema möglich.
- Kleinere Lerngruppen ermöglichen – auch altersgemischte Gruppen.
- Freie Zeiteinteilung für das Lernen schaffen.
- Qualifikationen schneller erwerben lassen.
Was kannst Du als Mutter oder Vater tun?
Es gibt einige Möglichkeiten wie Du als Mutter oder Vater Dein Kind fördern kannst.
Im Prinzip kann man sagen, dass die Fördermöglichkeiten für einen hochbegabten Underachiever die gleichen sind, wie die Fördermöglichkeiten für „normale“ hochbegabte Schüler.
Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören die Differenzierung des Unterrichts, Zusatzangebote und die Förderung einer wachstumsorientierten Denkweise. Denn mit der richtigen Unterstützung können hochbegabte Underachiever ihr volles Potenzial ausschöpfen.
Differenzierung des Unterrichts
Mit der Differenzierung des Unterrichts ist die Lehrkraft Deines Kindes gefordert. Die Lehrkraft hat viele Möglichkeiten, die sie anwenden kann.
Unterrichtsmethoden für hochbegabte Schüler können zum Beispiel sein
- Methodenvielfalt
- Freiräume gewähren
- selbständiges Lernen ermöglichen
- als Lehrer auch Coach und Partner sein
Nicht jede Lehrkraft ergreift eigenständig die Initiative und ist kreativ bei der Unterrichtsgestaltung. Deshalb bist Du als Elternteil immer gefordert. Besprich mit der Lehrkraft Deines Kindes die Situation und frage nach einer individuellen Unterstützung für Dein Kind.
Zusatzangebote
Angebote zusätzlicher Lernmöglichkeiten für hochbegabte Underachiever können sein
Enrichment: Anreicherung des Lehrplans innerhalb und außerhalb des Unterrichts. Es sollte zusätzliche Angebote für Hochbegabte geben, die eine qualitative Bereicherung darstellen. Eine rein quantitative Anhäufung von irgendwelchen Kursen bringt für hochbegabte Schüler/innen nichts.
Akzeleration: beschleunigtes Lernen und schnelleres Durchlaufen der Schule. Überspringen einer Jahrgangsstufe oder „nur“ fach- oder zeitweise Teilnahme am Unterricht in höheren Klassen.
Schulen für Hochbegabte*, an denen Dein Kind besonders gefördert wird, können ebenfalls eine gute Möglichkeit bieten, Deinem Kind eine Umgebung zu ermöglichen, in der es sich entwickeln kann. Mit dem richtigen Maß an Motivation und Unterstützung durch Lehrkräfte, kann Dein Kind sein volles Potenzial ausschöpfen.
Mentoring/Coaching: Mentoring ist eine sehr wirksame Förderung für Hochbegabte. Du als Elternteil zusammen mit Deinem Kind – ihr bekommt einen persönlichen Ansprechpartner für eine längere Entwicklungsphase. Im Idealfall hat dieser Mentor sowohl die Expertise in Bezug auf Hochbegabung wie auch Expertise in den schulischen Fachgebieten.
Separation bzw. Grouping: besonders begabte Schüler werden zusätzlich unterrichtet, außerhalb ihrer regulären Klasse.
Kooperation mit außerschulischen Partnern.
Förderung einer Wachstumsmentalität – wachstumsorientierte Denkweise
Die Förderung einer Wachstumsmentalität bei hochbegabten Underachievern ist ein wichtiger Schritt, um diesen Schülern zu helfen, ihr maximales Potenzial auszuschöpfen. Wenn Dein Kind dieses Verhalten an den Tag legt, ist es durchaus in der Lage, gute Leistungen zu erbringen, hat aber möglicherweise keine hohen Erwartungen an sich selbst und gibt sich daher mit Mittelmaß zufrieden.
Der Begriff Wachstumsmentalität bezieht sich auf die Überzeugung, dass persönliche Fähigkeiten und Qualitäten durch Anstrengung verbessert werden können. Sie stellt eine ermutigende Alternative zu einer fixen Denkweise dar, die davon ausgeht, dass Talente angeboren sind und nicht verändert oder entwickelt werden können. Mit einer wachstumsorientierten Denkweise nehmen Menschen Herausforderungen an, bleiben neugierig auf die Welt und akzeptieren Misserfolge als natürlichen Teil des Lernens und der Verbesserung. Sie ermutigt die Menschen, neue Dinge auszuprobieren, hart zu arbeiten, trotz Schwierigkeiten durchzuhalten und Feedback als Chance zur Weiterentwicklung statt als Kritik zu sehen. Letztlich geht es bei der Wachstumsmentalität darum, unsere Fähigkeit zu erkennen, dass wir unser Leben durch Anstrengung, Hingabe und Widerstandsfähigkeit beeinflussen können.
Um hochbegabten Underachievern zum Erfolg zu verhelfen, ist es wichtig, den Schwerpunkt auf Anstrengung und Lernen zu legen, anstatt sich nur auf die Endergebnisse zu konzentrieren. Das Zulassen von Fehlern und das Feiern von Erfolgen können ebenfalls dazu beitragen, positive Gefühle in Bezug auf Leistung zu verstärken. So kann Dein Kind seine Fähigkeiten ausbauen und Jahr für Jahr an Selbstvertrauen gewinnen.
Ziele für Underachiever
Durch die Umsetzung der oben beschriebenen Strategien können Lehrkräfte und Eltern hochbegabten Underachievern helfen die folgenden Ziele zu erreichen
- Entwicklung der notwendigen Fähigkeiten, des Wissens und des Selbstbewusstseins, um schulisch erfolgreich zu sein.
- Steigerung der Motivation, der Arbeitsbereitschaft und der Konzentration im Klassenzimmer.
- Sich wohl dabei fühlen, Risiken einzugehen und sich durch neue Ideen herausfordern zu lassen.
- Entwicklung der Verantwortung für den eigenen Lernprozess.
Die Auswirkungen von Underachievement
Unzureichende Leistungen werden in der heutigen Gesellschaft oft als Problem unterschätzt. Die Auswirkungen können allerdings weitreichend sein. Schüler, die ihr schulisches Potenzial nicht ausschöpfen, fühlen sich unterlegen und entmutigt. Dies kann dann zu weiteren Problemen wie Depressionen, geringem Selbstwertgefühl oder Verhaltensproblemen führen.
Darüber hinaus sind diese Schüler/innen möglicherweise nicht auf die Arbeitswelt vorbereitet, was sich nicht nur auf sie selbst, sondern auch auf ihre Umwelt auswirkt.
Unterfinanzierte Schulen, unmotivierte Lehrer und überfüllte Klassenzimmer tragen wesentlich dazu bei, dass es hochbegabte Underachiever gibt.
Die Auswirkungen von Underachievement dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Es müssen Lösungen gefunden werden, die den betroffenen Schülern helfen erfolgreich zu sein – trotz der Hürden in ihrem Umfeld.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Underachievement ein komplexes Phänomen ist, das bei Deinem hochbegabten Kind auftreten kann. Es gibt zahlreiche mögliche Ursachen, und es kann negative Auswirkungen auf Dein Kind haben.
Glücklicherweise kann dieses Problem mit der richtigen Unterstützung und Beratung durch Eltern, Lehrkräfte und andere Fachleute wie Schulpsychologen oder Coaches angegangen werden. Mit dem richtigen Förderplan können die Schüler/innen ihr volles schulisches und soziales Potenzial ausschöpfen.
Schulen für Hochbegabung und Underachievement
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