Die Realschule in Baden-Württemberg

Die Realschule in Baden-Württemberg soll als Schulform Theorie und Praxis vereinen, damit dein Kind bestmöglich auf das Berufsleben oder weiterführende Schulen vorbereitet ist. In diesem Artikel erhältst du alle wichtigen Informationen über den Aufbau, die Abschlüsse und die Fördermöglichkeiten an der Realschule.

Was macht die Realschule aus?

Die Realschule kombiniert theoretisches Wissen und praktisches Lernen und legt besonderen Wert auf Lebensnähe und Berufsorientierung. Dein Kind lernt hier nicht nur Fakten, sondern auch, wie es das Gelernte im -beruflichen- Alltag anwenden kann. So wird es schrittweise an die Anforderungen der Arbeitswelt herangeführt, sei es durch praxisorientierte Fächer oder durch Projekte und Praktika.

Die Orientierungsstufe: Klassen 5 und 6

Die ersten beiden Jahre, also die Klassen 5 und 6, dienen an der Realschule in Baden-Württemberg als Orientierungsstufe. Alle Kinder lernen hier auf dem mittleren Niveau (M-Niveau), das für den Realschulabschluss vorgesehen ist. Hier geht es vorrangig darum, dein Kind in die schulischen Anforderungen einzuführen und ein sicheres Fundament für das weitere Lernen zu schaffen. Ein Sitzenbleiben ist in dieser Phase nicht vorgesehen, sodass dein Kind ohne Versetzungsentscheidung von Klasse 5 in Klasse 6 aufrückt. Am Ende von Klasse 6 entscheidet die schulische Leistung, ob dein Kind weiterhin auf das mittlere Niveau hinarbeitet oder das grundlegende Niveau (G-Niveau) wählt, das auf den Hauptschulabschluss vorbereitet. So hat dein Kind die Möglichkeit, sich zu orientieren und herauszufinden, welches Lernniveau ihm liegt.

Zusammengefasst:

• M-Niveau: Realschulniveau
• G-Niveau: Hauptschulniveau

• Von Klasse 5 zu Klasse 6 erfolgt der Übergang automatisch. Dein Kind bleibt nicht sitzen.
• Am Ende von Klasse 6 wird entschieden, ob dein Kind die Versetzungsanforderungen erfüllt. Wenn ja, dann wird es in den M-Zweig eingestuft. Wenn dein Kind die Versetzungsanforderungen von Klasse 6 nicht erfüllt, dann wird es in den G-Zweig eingestuft.

Der Wahlpflichtbereich ab Klasse 7

Dein Kind hat ab der 7. Klasse die Möglichkeit, sich nach seinen Talenten und Interessen zu entwickeln. Es kann zwischen verschiedenen Wahlpflichtfächern wählen, etwa Technik, Alltagskultur, Ernährung und Soziales (AES) oder einer zweiten Fremdsprache (meist Französisch). Durch diese Wahlmöglichkeiten kann dein Kind eigene Schwerpunkte setzen und das Lernen wird persönlicher und spannender.

Zusammengefasst: Wahlpflichtfächer an der Realschule Baden-Württemberg

• Technik
• Alltagskultur, Ernährung und Soziales (AES)
• zweite Fremdsprache (meist Französisch)

Achtung: Möchte dein Kind Französisch als Wahlpflichtfach belegen, dann muss es dies bereits ab Klasse 6 wählen.

Leistungsbewertung an der Realschule in Baden-Württemberg

Die Leistungsbewertung an der Realschule in Baden-Württemberg orientiert sich an den beiden Leistungsniveaus G (Grundniveau) und M (Mittleres Niveau).

Grundniveau (G): Dieses Niveau entspricht dem Hauptschulabschluss, der nach der 9. Klasse erreicht werden kann. Die Anforderungen sind so gestaltet, dass dein Kind grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten erlernt, die für das Bestehen der Hauptschule notwendig sind. Das Grundniveau konzentriert sich auf Basiswissen und grundlegende Fertigkeiten. Hier sind die Klassenarbeiten dann einfacher und werden auch nicht so streng bewertet wie im Mittleren Niveau.

Mittleres Niveau (M): Das Mittlere Niveau bereitet auf den Realschulabschluss vor, der nach der 10. Klasse erworben wird. Die Anforderungen im Mittleren Niveau sind höher und umfassen ein breiteres und tieferes Verständnis der Lerninhalte. Wählt dein Kind dieses Niveau, muss es sich auf anspruchsvollere Aufgaben und eine intensivere Vorbereitung für den Realschulabschluss einstellen.

Diese zweistufige Leistungsbewertung ermöglicht eine flexible Förderung deines Kindes, je nach seinen Fähigkeiten und Zielen.

Im Fokus steht dabei, dein Kind auf seinem individuellen Lernniveau angemessen zu bewerten und seine Fortschritte klar nachvollziehbar zu dokumentieren. Dein Kind erhält regelmäßiges Feedback durch Noten und wird gezielt auf den angestrebten Abschluss vorbereitet.

Differenzierte Bewertung in Klasse 7 bis 10

Ab Klasse 7 wird der Unterricht zunehmend auf das angestrebte Abschlussniveau deines Kindes angepasst. Je nach Leistungsstand wird es entweder auf G-Niveau für den Hauptschulabschluss oder auf M-Niveau für den Realschulabschluss unterrichtet. Die Einteilung in unterschiedliche Leistungsgruppen kann entweder in getrennten Klassen oder innerhalb einer Klasse stattfinden. Ein Wechsel zwischen den Niveaustufen ist – mit Ausnahme von Klasse 9 – jeweils zum Halbjahr oder zum Schuljahresende möglich. So bleibt die Schulbildung flexibel und kann an die Entwicklung deines Kindes angepasst werden.

Nach jedem Schuljahr von Klasse 7 oder Klasse 8 hat Dein Kind die Möglichkeit auf einen anderen Zweig zu wechseln.  Dies eröffnet ihm die Chance vom G-Zweig wieder auf den M-Zweig zu wechseln. Anderseits besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Dein Kind bei zu schlechten Leistungen vom M-Zweig auf den G-Zweig wechseln muss.

Wenn Dein Kind möchte, dann kann es sogar nach dem Schulhalbjahr den Zweig wechseln. Ein Wechsel des Zweiges (also vom M-Zweig in den G-Zweig oder vom G-Zweig in den M-Zweig) darf auch gegen den Willen Deines Kindes vollzogen werden. So ein Wechsel geht allerdings nur am Schuljahresende. Der Wechsel zum Schulhalbjahr muss immer freiwillig sein.

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Bewertungen und Noten

Die Bewertungen der Leistungen finden in den Klassen 7 bis 9 immer für alle Fächer auf dem gleichen Niveau statt. Das heißt, wenn Dein Kind den M-Zweig macht, dann werden alle Fächer auf M-Niveau bewertet. Auch die Anforderungen sind für alle Fächer dann auf M-Niveau. Das gilt für schriftliche, mündliche und praktische Leistungen. Wenn Dein Kind den G-Zweig macht, dann werden alle Fächer auf G-Niveau bewertet. Die Anforderungen für schriftliche, mündliche und praktische Leistungen sind dann auf G-Niveau. In Klasse 10 findet nur noch Unterricht auf M-Niveau statt. Hier wird nur auf den Realschulabschluss vorbereitet. Der Hauptschulabschluss nach Klasse 10 ist auf der Realschule nicht möglich. Dies wird in Baden-Württemberg auf der Werkrealschule angeboten.

Noten werden während der kompletten Realschulzeit vergeben, das heißt von Klasse 5 bis Klasse 10. Zum Schulhalbjahr werden Halbjahresinformationen durch die Realschule ausgegeben. Zum Schuljahresende werden Zeugnisse ausgegeben. Ausnahme sind die Klasse 9 und Klasse 10: hier werden auch zum Schulhalbjahr Halbjahreszeugnisse ausgegeben.

In Klassenstufe 9 oder 10 wird gezielt auf den jeweiligen Abschluss vorbereitet. Das M-Niveau bereitet auf den Realschulabschluss nach Klasse 10 vor. Das G-Niveau bereitet auf den Hauptschulabschluss nach Klasse 9 vor.

Was sind Poolstunden?

Neu ist seit 2017 die Einführung von Poolstunden. Mit den Poolstunden sollen die Realschulen die Möglichkeit haben die Schülerinnen und Schüler leistungsdifferenziert zu fördern. Wird zum Beispiel die Klasse in Gruppen leistungsdifferenziert unterrichtet, dann wird vielleicht ein zusätzlicher Lehrer benötigt. Hierfür können die Poolstunden dann eingesetzt werden. Oder eine kleine Gruppe hat zusätzlichen Förderbedarf, dann kann die Schule Poolstunden einsetzen. Auch der gegenteilige Fall ist denkbar, dass eine Gruppe auf einem höheren Lernniveau unterrichtet wird. Oder die Schule nutzt Poolstunden um ihr Profil umzusetzen.

Die Poolstunden können von jeder Schule flexibel eingesetzt werden.

An der Realschule in Baden-Württemberg sind die folgenden Abschlüsse möglich:

Die Realschule führt nach Klasse 9 zum Hauptschulabschluss und nach Klasse 10 zum Realschulabschluss. Beide Abschlüsse eröffnen deinem Kind verschiedene Wege:

Der Hauptschulabschluss nach Klasse 9

Ermöglicht eine Berufsausbildung, den Besuch einer Berufsfachschule oder der 10. Klasse der Werkrealschule, Gemeinschaftsschule oder Realschule, wenn die Noten stimmen.

Der Realschulabschluss nach Klasse 10

Berechtigt zur Aufnahme einer Berufsausbildung, zum Besuch eines beruflichen Gymnasiums, einer Fachoberschule oder zur gymnasialen Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule oder einem allgemeinbildenden Gymnasium.

Kann man mit dem Hauptschulabschluss auf G-Niveau den Realschulabschluss machen?

Wenn dein Kind den Hauptschulabschluss auf der Realschule gemacht hat, dann kann es in die Klasse 10 übertreten und den Realschulabschluss machen.

Dazu müssen aber folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

• Die Noten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Pflichtfremdsprache müssen mindestens mit der Note 2 bewertet sein.
• In allen Fächern, die für die Versetzung maßgebend sind, muss mindestens einen Durchschnitt von 3,0 erreicht sein.

Mit diesen Voraussetzungen hat dein Kind die Möglichkeit

• Direkt in den M-Zweig in Klasse 10 zu wechseln
• Oder es nimmt sich mehr Zeit und wiederholt die Klasse 9 im M-Zweig. Danach macht dein Kind die Klasse 10 und den Realschulabschluss.

Fazit

Die Realschule in Baden-Württemberg bietet eine strukturierte und praxisnahe Bildung, die dein Kind nicht nur optimal auf den Schulabschluss, sondern auch auf das Berufsleben vorbereitet. Mit individueller Förderung, klaren Leistungsanforderungen und vielfältigen Wahlmöglichkeiten wird jedes Kind gemäß seinen Stärken unterstützt. Egal, ob dein Kind direkt ins Berufsleben starten oder später das Abitur machen möchte – die Realschule schafft dafür eine solide Grundlage.

Als Kritik bleibt anzufügen, dass die Schülerschaft an den Realschulen in Baden-Württemberg immer heterogener wird. Es hat zwar immer noch ein Großteil der Realschüler eine Bildungsempfehlung für die Realschule. Es nehmen aber die Schüler und Schülerinnen zu, die entweder eine Bildungsempfehlung für die Hauptschule oder für das Gymnasium haben. Somit ist ein großes Bildungsgefälle an den Realschulen vorhanden. Dadurch ergibt sich auch für die Lehrkräfte eine ganz eigene pädagogische Herausforderung.

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