Der Übergang von der Grundschule auf eine weiterführende Schule ist ein bedeutender Moment im Leben deines Kindes – und für viele Familien eine herausfordernde Entscheidung. In Baden-Württemberg wird dieser Prozess durch die Grundschulempfehlung geregelt, die aktuell überarbeitet wird. Die geplanten Änderungen stoßen jedoch auf gemischte Reaktionen, sowohl bei Eltern als auch bei Lehrkräften. In diesem Artikel erfährst du die wichtigsten Neuerungen, die Vorteile und die Kritikpunkte.
Was ist die Grundschulempfehlung?
Die Grundschulempfehlung soll eine Orientierungshilfe für dich sein, damit du eine solide Entscheidung treffen kannst auf welche weiterführende Schule dein Kind zukünftig gehen soll. Sie besteht aus mehreren Formularen und wird zum Ende des ersten Halbjahres der vierten Klasse zusammen mit der Halbjahresinformation ausgegeben. Die Grundschulempfehlung wird von der Klassenkonferenz ausgesprochen. Zur Klassenkonferenz gehören alle in der Klasse unterrichtenden Lehrkräfte unter Vorsitz der Schulleiterin bzw. des Schulleiters. Basis für die Entscheidung der Klassenkonferenz bilden hauptsächlich die Noten deines Kindes und seine individuelle Entwicklung.
Grundlage der Grundschulempfehlung sind:
- Die pädagogische Gesamtwürdigung der Klassenkonferenz
- Das Ergebnis der Kompetenzmessung/Kompass 4
- Der Elternwille
Die Empfehlung kann für folgende Schularten ausgesprochen werden:
- Hauptschule/Werkrealschule (Niveaustufe G: grundlegendes Niveau)
- Realschule (Niveaustufe M: mittleres Niveau)
- Gemeinschaftsschule (alle Niveaustufen möglich)
- Gymnasium (Niveaustufe E: erweitertes Niveau)
Die Neuerungen: Das „Neue Aufnahmeverfahren Klasse 4“ (NAVi4 BW)
Mit NAVi4 BW wird der Prozess des Übergangs reformiert. Eltern und Kinder sollen durch verschiedene Bausteine optimal unterstützt werden:
- Kompetenzmessung/Kompass 4: Die eigentliche Neuerung des Aufnahmeverfahrens ist der Test Kompass4. Eine standardisierte Testung in den Fächern Deutsch und Mathematik misst fachliche und überfachliche Kompetenzen deines Kindes.
- Informationsveranstaltungen: Alle weiterführenden Schularten werden vorgestellt, um Eltern einen Überblick zu geben.
- Beratungsgespräche: Klassenlehrkräfte beraten dich individuell über die schulischen Perspektiven deines Kindes.
- Pädagogische Gesamtwürdigung: Die Klassenkonferenz bewertet die Leistungen und das Potenzial des Kindes.
- Elternwille: Die Entscheidung der Eltern bleibt ein zentrales Element im Prozess.
- Potenzialtest: Für die Aufnahme ins Gymnasium kann bei Bedarf ein landesweiter Test absolviert werden.
Was ist Kompass4?
Kompass4 ist ein sogenannter Kompetenztest in den Fächern Deutsch und Mathematik.
An zwei aufeinanderfolgenden Tagen im November finden die Tests statt. In jedem Fach dauert der Test 45 Minuten.
Zuerst kommt der Test in Deutsch. Geprüft wird Leseverständnis, Rechtschreibung und Sprachgebrauch.
Am nächsten Tag ist der Test in Mathe. Geprüft werden die Bereiche Zahlen und Operationen, Raum und Form, Größen und Messen, Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit.
Die Kompetenzmessung wird auf eine landesweit einheitliche Grundlage gestellt. Diese objektivierte Entscheidungsgrundlage soll Lehrkräften und Eltern mehr Sicherheit geben.
Wann kannst du dein Kind am Gymnasium anmelden?
Für die Anmeldung an einem Gymnasium in Baden-Württemberg müssen neben dem Wunsch der Erziehungsberechtigten
- das Ergebnis der Kompetenzmessung/Kompass 4 und/oder
- die pädagogische Gesamtwürdigung der Klassenkonferenz
für eine Empfehlung auf ein Gymnasium sprechen.
Ist dem nicht so, kann dein Kind an einem Gymnasium einen landesweit zentralen Potenzialtest ablegen, der dann endgültig entscheidet. Der Potenzialtest umfasst die Fächer Deutsch und Mathematik sowie überfachliche Kompetenzen.
Die neue Regelung zum Übertritt in Baden-Württemberg besagt, dass immer zwei der drei Bestandteile der Grundschulempfehlung erreicht werden müssen, damit du frei entscheiden kannst, wo du dein Kind anmeldest.
Die drei Bestandteile der Grundschulempfehlung sind:
- Elternwille
- Entscheidung der Klassenkonferenz
- Ergebnis Kompass4
Der Elternwille bleibt weiterhin ein großer Bestandteil der Grundschulempfehlung.
Jetzt braucht dein Kind nur noch einen weiteren Bestandteil zur Empfehlung für das Gymnasium. Wenn dein Kind im Schuljahr gute Noten geschrieben hat, dann entscheidet die Klassenkonferenz, dass dein Kind die Empfehlung für das Gymnasium bekommt. Und somit hast du bereits die zwei erforderlichen Bestandteile der Grundschulempfehlung.
Dann kann dir das Ergebnis von Kompass4 egal sein.
Hat dein Kind nicht so gute Noten geschrieben und du bist trotzdem der Meinung, dass es auf das Gymnasium gehen soll, dann kommt es jetzt auf das Ergebnis des Kompetenztests Kompass4 an.
Das Problem ist, dass der Kompetenztest Kompass4 bereits im November ist. Und bis dahin stehen meistens noch einige Klassenarbeiten und Tests an bis zur Klassenkonferenz. Das bedeutet, dass die Kinder unter großem Druck stehen, wenn sie die Tests für Kompass4 machen müssen. Denn zu diesem Zeitpunkt ist noch offen, ob sie den erforderlichen Notenschnitt für die Empfehlung durch die Klassenkonferenz schaffen.
Das Ergebnis für Kompass4 bekommt ihr erst im Januar. Somit ist bis zum Halbjahresende der 4.Klasse alles offen.
Wann ist die Klassenkonferenz?
Die Klassenkonferenz beschließt die Grundschulempfehlung Ende Januar/Anfang Februar.
Bis zum 31. Januar finden bereits die Beratungs- und Informationsgespräche statt, die du mit den Lehrkräften hast. Hier erläutert die Lehrkraft wie sie dein Kind sieht und wie ihre Empfehlung für die weiterführende Schule aussieht.
Bis zum 7. Februar entscheidet die Klassenkonferenz über die Grundschulempfehlung für dein Kind. Die Grundschulempfehlung wird dann zusammen mit der Halbjahresinformation an dein Kind ausgegeben.
Das Institut für Bildungsanalysen hat viele Fragen zusammengestellt und beantwortet, die die meisten Eltern beschäftigen.
Der Potenzialtest
Falls dein Kind keine Empfehlung für das Gymnasium erhält, kann es den zentralen Potenzialtest absolvieren. Dieser umfasst die Fächer Deutsch und Mathematik sowie allgemeine Kompetenzen. Das Ergebnis entscheidet über die Aufnahme ins Gymnasium, falls die regulären Kriterien nicht erfüllt sind.
Der Potentialtest findet circa 1-2 Wochen nach der Ausgabe der Grundschulempfehlung an einem Gymnasium statt.
Empfehlungen zum Üben
Es gibt viele Möglichkeiten wie Du Dein Kind beim Übertritt in Baden-Württemberg am besten unterstützen kannst. Die etwas aufwändigere Variante ist es, im Internet nach Klassenarbeiten für das jeweilige Fach und Thema zu suchen und diese dann auszudrucken. So lernt Dein Kind die Fragestellungen eines Themas und weiß dadurch wie es diese Fragen beantworten soll.
Denn oftmals weiß ein Kind einfach nicht was es zu einer bestimmten Frage auf das Blatt schreiben soll obwohl es den Lernstoff eigentlich kann. Die Frage zu verstehen, daran hapert es vielmals. Gerade dadurch, dass Du Musteraufgaben und Klassenarbeiten mit Deinem Kind zusammen übst, lernt Dein Kind mit den Fragestellungen in den Klassenarbeiten besser zurecht zu kommen.
Einfacher ist es einen Übungsblock oder ein Übungsbuch zu kaufen. Darin ist dann meistens der gesamte Stoff des Schuljahres gesammelt. Du musst dann nicht für jede Arbeit wieder auf die Suche im Internet gehen, sondern kannst einfach das Buch hervorholen und das jeweilige Aufgabengebiet mit Deinem Kind bearbeiten.
Ideal für die optimale Vorbereitung auf den Unterricht und die Klassenarbeiten sind auch die folgenden Empfehlungen, die Du bei Amazon* kaufen kannst.
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Fazit
Die Verantwortlichen geben selbst zu, dass die Entscheidung für Kompass4 deshalb gefallen ist, damit weniger Kinder die Zulassung für das Gymnasium bekommen. Weil die Umstellung auf G9 ansteht, befürchten sie, dass das Gymnasium überlaufen wird und andere Schularten nicht ausgelastet sind.
Fair gegenüber unseren Kindern finde ich dieses Vorgehen allerdings nicht.
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