Privatschulen werden immer beliebter. Die Zahl der Eltern, die ihr Kind auf eine Privatschule schicken steigt beständig. Falls auch Du Dir momentan Gedanken darüber machst, ob eine Privatschule das richtige für Dein Kind ist, dann solltest Du die nachfolgenden 7 Kriterien für die Auswahl der richtigen Privatschule durchlesen. Diese Kriterien geben Dir eine Hilfestellung bei der Auswahl der richtigen Privatschule für Dein Kind. Denn die Webseiten aller Privatschulen sind gut gemacht und man hat die Qual der Wahl. Da aber die Webseiten nicht das komplette Bild einer Privatschule zeigen können, geben Dir die folgenden Kriterien weitere Anhaltspunkte, auf die Du achten musst.
Beziehung zwischen Eltern und Schule
An vielen Privatschulen ist eine Mitarbeit der Eltern Pflicht. Dies kann zum Beispiel eine ganz bestimmte Anzahl an Stunden sein, die man als Elternteil absolvieren muss. Arbeitsstunden kann man als Elternteil dann leisten um bei Renovierungen zu helfen, bei Schulveranstaltungen zu helfen, im Vorstand des Fördervereins tätig zu sein oder bei anderen Arbeitskreisen zu unterstützen.
Du solltest Dir im Vorfeld bereits Gedanken darüber machen, ob Du diese Anzahl an Arbeitsstunden leisten kannst. Falls es Dir zeitlich nicht möglich ist, dann solltest Du eine andere Schule in Betracht ziehen. Andererseits ermöglicht Dir die Mitarbeit an der Privatschule Kontakte zu anderen Eltern zu knüpfen und am Schulleben aktiv teilzuhaben. So bekommst Du mehr Einblicke in das Schulgeschehen als durch Informationsabende.
Es ist auch interessant wie die Elternsprechtage an den jeweiligen Privatschulen organisiert sind und wie Eltern die Kontaktmöglichkeiten zu den Lehrkräften ermöglicht werden. Sind die Sprechstunden der Lehrkräfte flexibel und zu Zeiten, an denen es den meisten Eltern möglich ist sie zu besuchen? Sind die Lehrkräfte auch telefonisch schnell zu erreichen oder ist es nur möglich über das Sekretariat eine Mitteilung an den Lehrer / die Lehrerin zu hinterlassen.
Im Unterricht hospitieren? Das hört sich im ersten Moment vielleicht etwas seltsam an. Fakt ist, dass Du dadurch einen sehr intensiven Einblick in das Schulleben, das Lehrer-Schüler Verhältnis, die Organisation und die Klassensituation bekommst. Unangekündigt darfst Du zwar nicht im Unterricht teilnehmen, nach vorheriger Ankündigung allerdings schon. Wie man Dir bei diesem Wunsch entgegenkommt sagt schon viel über das Verhältnis der Privatschule zu den Eltern aus.
Informationsveranstaltungen der Schule
Privatschulen bieten meistens mehrere Informationsveranstaltungen über das Jahr verteilt an. Da der Eintritt in die Privatschule an vielen Schulen auch mitten im Schuljahr erfolgen kann, werden auch die Informationsveranstaltungen gleichmäßig verteilt angeboten.
Hast Du eine Privatschule in die engere Auswahl gefasst, dann solltest Du unbedingt eine Informationsveranstaltung dieser Schule besuchen. Hier kannst Du schon vorab beurteilen wie die Informationsveranstaltung organisiert ist.
Wirkt alles wirr und durcheinander oder hast Du das Gefühl von guter Organisation und Strukturiertheit? Stimmt das Bild, das Du von der Internetpräsenz gewonnen hast, mit der Darstellung am Infoabend überein?
Manchmal liest man die Infobroschüre oder Internetseite einer Privatschule und denkt: Perfekt, da soll mein Kind unterrichtet werden! Besichtigt man dann die Schule oder lernt die Lehrkräfte kennen, gefällt manches vielleicht nicht mehr so gut. Sich vor Ort zu informieren und die Veranstaltungen zu besuchen, die angeboten werden, ist deshalb ein wichtiger Baustein zur Findung der passenden Privatschule für Dein Kind.
Das Schulgebäude – die Ausstattung
Dein Kind soll sich wohlfühlen in seiner Schule. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dein Kind mitnimmst zu einer Schulveranstaltung. Oder Ihr geht einfach unangemeldet zur Schule und schaut sie Euch an. Hierbei ist aufschlussreich wie Ihr dann empfangen werdet. Lässt man Euch ungestört die Schule besichtigen oder seid Ihr ein Störfaktor und werdet abgewimmelt?
Man spürt meist schnell, ob man sich in einem bestimmten Umfeld wohlfühlen kann oder eben nicht. Dein Kind wird Dir sagen, ob es die Schule zum Beispiel zu altbacken findet oder zu kühl weil zu modern. So hat jedes Individuum ganz eigene Vorstellungen von der idealen Umgebung.
Achten solltest Du auf eine saubere Schule und darauf ob die Schule ordentlich gepflegt wird. Das heißt, achtet die Privatschule auf eine regelmäßige Instandhaltung? Findet Dein Kind ordentliche Sanitäranlagen vor? Wie sehen die Klassenzimmer und die Pausenbereiche aus? Gibt es Aufenthaltsräume, die genügend Platz bieten?
In den meisten Fällen ist es so, dass Privatschulen eine sehr gute Ausstattung bieten. Fachräume wie Computerraum, Technik- und Kunstraum oder die Sportanlagen sind meist sehr gut gepflegt. Da Privatschulen wie ein Unternehmen wirtschaften, müssen sie auf die Kundenzufriedenheit achten, das heißt auf die Zufriedenheit von Schüler/innen und Eltern. Dieses wirtschaftliche Handeln kommt dann natürlich den Schüler/innen zugute, indem sie von einer gepflegten und aktualisierten Ausstattung profitieren.
Individuelle Förderung
Um eine möglichst individuelle Förderung gewährleisten zu können ist eine geringe Klassenstärke von Vorteil. Viele Privatschulen haben Klassen mit 15 bis 20 Schüler/innen. Dazu kommt oftmals noch eine weitere Lehrkraft pro Klasse. Die Schüler/innen werden hierdurch viel intensiver betreut und können fachliche Fragen direkt und einfach mit der Lehrkraft abklären. Diesen Punkt kannst Du bei einem vor Ort Termin an einer Privatschule am besten abklären.
Wie flexibel ist der Umgang der Privatschule mit dem Stundenplan? Eine optimale Förderung kann deshalb bedeuten, dass ein/e Schüler/in vom Regelstundenplan abweichend unterrichtet wird, um eine Schwäche in einem bestimmten Fach auszugleichen. Es kann dann zugunsten des schwächeren Faches ein stärkeres Fach stundenweise reduziert werden. Lass Dir von der Schule erläutern wie dort mit Förderstunden umgegangen wird.
Vielmals werden auch zusätzliche Förderkurse angeboten, in denen die Schüler/innen den Unterrichtsstoff festigen können.
Einen krankheitsbedingten Ausfall kompensieren die Privatschulen meist mit Einzelunterricht, sodass Dein Kind mühelos den Anschluss halten kann. Bei einem Informationsabend wird man Dir sicherlich Auskunft geben, ob dies bei dieser Privatschule so gehandhabt wird.
Ist Dein Kind hochbegabt, dann solltest Du Dich nach speziellen Privatschulen für Hochbegabung umsehen.
Schwerpunktbildung
Nahezu alle Privatschulen legen Wert auf ihren besonderen Schwerpunkt. Detaillierte Informationen dazu findest Du auf den Webseiten der Schulen. Die Privatschulen senden Dir auf Wunsch natürlich auch die ganzen Informationen zu.
Die Schwerpunkte der Privatschulen reichen von musisch, kulturell, wirtschaftlich, technisch, sprachlich, naturwissenschaftlich bis zu den pädagogischen Schwerpunkten. Hat Dein Kind bereits ein starkes Interesse auf einem Gebiet, dann ist es ideal wenn Du Dich auf die Suche nach einer Privatschule machst, die genau diesen Schwerpunkt abdeckt.
Hat eine Privatschule den musischen Schwerpunkt, dann wird dort ein oder mehrere der folgenden Bereiche intensiv gelehrt:
- Musik
- Bewegung und Tanz
- Theater und darstellende Kunst
- kreatives Handwerk
- bildende Kunst
Musik als Schwerpunkt an einer Privatschule bietet allen Schüler/innen die Möglichkeit ein Musikinstrument zu erlernen oder im Schulorchester oder einem Ensemble mitzuspielen.
Bietet die Privatschule den sprachlichen Schwerpunkt an, dann kann Dein Kind oftmals von einem zweisprachigen Unterrichtsmodell profitieren. Manche Schulen bieten ein Unterrichtsmodell an, in welchem einzelne Fächer in der jeweiligen Fremdsprache (meist in Englisch) unterrichtet werden. Viele Privatschulen achten zudem darauf, dass diese Fächer von einem Muttersprachler unterrichtet werden.
Zu den pädagogischen Schwerpunkten zählen zum Beispiel die Montessori- Pädagogik und die Waldorf-Pädagogik.
Die Montessori-Pädagogik* wurde von Maria Montessori entwickelt. An den Montessori-Schulen wird das Motto „hilf mir, es selbst zu tun“ gelebt und gelehrt. Schüler/innen an Montessori-Schulen lernen selbständig und selbstbestimmt.
Die Waldorf-Pädagogik wurde von Rudolf Steiner entwickelt. Auf der Grundlage der Anthroposophie entwickelte Steiner die Waldorf-Pädagogik, die seitdem in den Waldorfschulen unterrichtet wird.
Evaluation der Schule
Wichtig zu wissen ist auch, wie die Privatschule mit der Evaluation umgeht. Bei der Evaluation geht es um die Weiterentwicklung der schulischen Qualität. Es wird unterschieden in externe und interne Evaluation.
Die interne Evaluation organisiert die Privatschule selbst und definiert auch die Bereiche, die untersucht werden sollen selbst. Auch die Kriterien und Maßstäbe für die Evaluation werden von der Privatschule selbst festgelegt.
So gehen viele Privatschulen mittlerweile den Weg auch Schülerbefragungen durchzuführen. Die Schüler/innen geben dann in einem Bewertungsbogen ihr Urteil über die einzelnen Lehrkräfte und die Qualität des Unterrichts, des verwendeten Lehrmaterials, der Wissensvermittlung etc. ab.
In einer internen Evaluation können auch einzelnen Bereiche untersucht werden wie zum Beispiel der technische Bereich einer Privatschule. Evaluiert werden dann die technische Ausstattung, die Fachkompetenz der Lehrkräfte in diesem Bereich, die räumliche Situation, die Sicherheit etc.
Oder eine Schule interessiert sich für die Weiterbildungsquote ihrer Lehrkräfte und untersucht diesen Bereich. Vieles ist möglich und wie bereits erwähnt definieren die Privatschulen die Kriterien und Maßstäbe für die interne Evaluation selbst.
Die externe Evaluation wird von externen Personen durchgeführt, um die Unabhängigkeit der Beurteilung zu gewährleisten. Bei einer externen Evaluation werden die Rahmenbedingungen, die Prozessqualitäten der Schule, die Prozessqualitäten des Unterrichts und die Ergebnisse der schulischen Arbeit untersucht. Hier wird die Schule als Organisation untersucht. Es sollen Impulse für die Weiterentwicklung der Schule gegeben werden.
Bei der Suche nach der richtigen Privatschule solltest Du Dich auch nach den Evaluationsergebnissen erkundigen. Du wirst sehen wie offen die Privatschule mit diesem Thema umgeht. Gibt es Berichte, aus denen die Eltern sehen können wie mit den Evaluationsergebnissen umgegangen wird? Wie arbeitet die Schule an der Verbesserung und wie geht sie mit Kritik um?
Schulgeld
An jeder Privatschule wird ein Schulgeld erhoben. Dieses Schulgeld ist an jeder Schule unterschiedlich hoch und kann von 100 EUR bis zu mehreren tausend Euro monatlich betragen. Hinzu kommen die Kosten für Bücher, Ausflüge, Exkursionen oder Auslandsaufenthalte die genauso wie an öffentlichen Schulen anfallen.
Eine einmalige Aufnahmegebühr und/oder Austrittsgebühr ist an vielen Schulen ebenfalls zu entrichten.
Wenn Du Dich für eine Privatschule interessierst, dann ist es natürlich unbedingt notwendig die monatliche Belastung einzukalkulieren, die auf Dich zukommt.
Nahezu alle Privatschulen bieten Stipendien für Kinder an, deren Eltern es nicht möglich ist, das monatliche Schulgeld zu bezahlen. Welche Kriterien für das jeweilige Stipendium maßgeblich sind, das erfährst Du von der Privatschule direkt oder auf deren Webseite.
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