Auf der Pressekonferenz vom 15. Und 16. April 2020 haben der baden-württembergische Ministerpräsident Kretschmann und die Kultusministerin Eisenmann folgende Beschlüsse zum Thema Schule bekanntgegeben, die jetzt für Baden-Württemberg gelten.
Abschlussklassen starten zuerst
Es wird in Baden-Württemberg eine schrittweise Vorgehensweise bei der Öffnung der Schulen geben.
Ab dem 4. Mai 2020 wird mit einem langsamen schrittweisen Schulbeginn gestartet.
Zuerst werden alle Abschlussklassen wieder zur Schule gehen. Den Prüflingen sollen keine Nachteile durch die momentane Situation bei den Prüfungen entstehen. Mit den älteren Schülern wird begonnen, da diese alt genug sind, um sich die Abstandsgebote zu halten.
Im Detail sind dies Schüler/innen, die in diesem Jahr Prüfungen haben, in allen Schularten – beruflich und allgemeinbildend. Sowie Schüler/innen, die im nächsten Jahr ihre Prüfungen haben in allgemeinbildenden Schulen.
Insgesamt sind hiervon circa 250.000 Schüler/innen betroffen von insgesamt 1,5 Mio Schüler/innen.
Ab dem 18. Mai beginnen in Baden-Württemberg die Abschlussprüfungen. Durch den Präsenzunterricht soll eine solide Prüfungsvorbereitung gewährleistet werden.
Kultusministerkonferenz erarbeitet Konzept
Die Kultusministerkonferenz hat den Auftrag bekommen innerhalb der nächsten zwei Wochen (bis zum 29. April) ein Konzept für alle anderen Klassenstufen zu erarbeiten. Das heißt bis Ende April wird wahrscheinlich ein Beschluss vorliegen, wie es mit der Öffnung der Schulen für alle Schüler/innen weitergeht.
Wann die 4. Klassen der Grundschulen wieder starten, darüber gibt es in Baden-Württemberg noch keine Entscheidung.
Kitas bleiben wegen des hohen Infektionsrisikos weiter geschlossen. Die Notbetreuung soll allerdings auf weitere Berufs- und Bedarfsgruppen ausgeweitet werden.
Situation in den Schulen
Es gelten hohe Abstands- und Hygieneregeln. Susanne Eisenmann betont, dass das Kultusministerium schon länger mit den Schulträgern, Landkreisen, Gemeinden im Gespräch ist, weil Hygienevorgaben in den Schulen erfüllt sein müssen.
1,5 Meter Abstand müssen die Schüler/innen in Zukunft voneinander halten. Dies bedeutet, dass nicht die üblichen Klassenbesetzungen weiter bestehen können. Schülerinnen und Schüler müssen deshalb auf mehr Klassen verteilt werden.
Weil sich jetzt wenige Schüler/innen auf mehr Klassenräume verteilen, braucht es dann mehr Lehrkräfte, die diesen Präsenzunterricht erteilen.
Eisenmann betont, dass man noch weit weg vom klassischen Normal-Schulbetrieb ist. Ein normaler Schulbetrieb kann aufgrund der strengen Hygienemaßnahmen noch länger nicht gestartet werden.
Geplant ist vorerst ein Unterricht, der sich auf inhaltliche Schwerpunkte der Prüfungsfächer konzentriert. Bei den Pausenregelungen wird eine andere Normalität definiert als bisher. Es wird zum Beispiel über versetzte Pausen nachgedacht.
Hohe Hygienevorschriften müssen auch bei der Schülerbeförderung eingehalten werden. Das bedeutet es werden mehr Busse benötigt, da weniger Schüler/innen pro Bus befördert werden können.
Risikogruppen
Weiter wird beachtet, dass es in einem System mit 1,5 Mio Schüler/innen und 130.000 Lehrkräften auch viele Risikogruppen gibt. Das Kultusministerium geht von einer Quote von 25% der Lehrkräfte aus, die nicht im Präsenzunterricht arbeiten können.
Auch unter den Schüler/innen gibt es Risikogruppen, entweder weil die Schüler/innen selbst zur Risikogruppe gehören oder deren Eltern. Diesen Schüler/innen soll die Möglichkeit gegeben werden nicht am Unterricht teilzunehmen.
Das Ministerium arbeitet gerade Grundlagen dafür aus. Geplant ist, dass kein Attest vorgelegt werden muss, sondern eine Selbstbenennung durch die Eltern erfolgen soll, dass der Schüler/ die Schülerin zur Schule kommen kann.
Das Kultusministerium geht von circa 250.000 Schüler/innen aus, die hiervon betroffen sind.
Notfallbetreuung
In der Notfallbetreuung werden aktuell Kinder bis einschließlich der 6. Klasse betreut. Zukünftig soll die Notfallbetreuung ausgeweitet werden auf Kinder bis zur einschließlich der 7. Klasse.
Auch wird die Notfallbetreuung auf weitere Berufs- und Bedarfsgruppen ausgeweitet. Eisenmann betont allerdings ausdrücklich, dass sehr viele nicht betreut werden können aufgrund hoher Hygienemaßnahmen und aufgrund der Kontaktsperre.
Die Kultusministerien betont weiterhin, dass der Gesundheitsschutz höchste Priorität hat bei allen Entscheidungen, die getroffen werden.
Kinder ohne digitalen Zugang
Dann gibt es noch eine Gruppe von Kindern unterschiedlicher Altersgruppen, die weder digital noch analog erreichbar sind. Deren Familien können oder wollen nicht unterstützen.
Es wird ein Plan erstellt, welche Angebote für diese Kinder gemacht werden können, um den schulischen Inhalt zu vermitteln.
Eventuell werden in den Sommerferien Angebote stattfinden, bei denen Lehrkräfte Nachhilfe erteilen, wenn ein selbständiges Lernen mit digitalen Medien nicht möglich war. Es besteht durch die schwierige Situation die Gefahr, dass Schüler/innen abgehängt werden.
Bundesweit wird in diesem Bereich an Konzepten gearbeitet.
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