Definition von Nachhilfe
Als Nachhilfe wird ein außerschulischer Unterricht bezeichnet. Meistens findet der Nachhilfeunterricht am Nachmittag statt. Zweck der Nachhilfe ist eine Verbesserung der schulischen Leistungen (meistens in den Hauptfächern). Die Nachhilfe wird häufig regelmäßig in Anspruch genommen, ist aber nicht auf Dauer angelegt und wird immer privat bezahlt.
Noch vor einigen Jahren haben in Westdeutschland mehr Schüler Nachhilfe in Anspruch genommen als in Ostdeutschland. Mittlerweile hat sich dieses Verhältnis wieder ausgeglichen. Auch gibt es keinen Unterschied zu Schülern, die auf dem Land wohnen zu Schülern die in der Stadt wohnen. Beide Wohnorte sind zu gleichen Anteilen bei der Nachhilfe vertreten. Auch gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bei der Inanspruchnahme von Nachhilfe.
Zeitraum – Nutzungsdauer von Nachhilfe
In der Regel dauert Nachhilfe ca. 90 Minuten pro Woche. Die Nachhilfe ist meistens längerfristig angelegt. Was bedeutet, dass nicht nur ein bestimmtes Lernproblem gelöst werden soll, sondern eine allgemeine Leistungssteigerung angestrebt wird. Und es könnte auch damit zusammenhängen, dass professionelle Anbieter immer mindestens einen Halbjahres-Vertrag anbieten und keine Kurzzeit-Nachhilfe anbieten.
Ausgaben für Nachhilfe
Die Höhe der Ausgaben für Nachhilfe lässt sich nicht exakt überprüfen. Es gibt meistens nur Schätzungen. Die aktuellste Studie von der Bertelsmann Stiftung ist aus dem Jahr 2016 und schätzt ca. 900 Mio EUR Ausgaben für Nachhilfe pro Jahr.
Im Jahr bezahlen Eltern ungefähr 1050 EUR für die Nachhilfe pro Kind.
Kommerzielle Nachhilfe ist fast um das Doppelte teurer als private Nachhilfe.
Eltern betrachten die Ausgaben für die Nachhilfe als Investition in die Zukunft ihres Kindes.
Gründe für Nachhilfe – Wann braucht Dein Kind Nachhilfe?
Das Institut für Jugendforschung hat 2003 ermittelt, dass 75% der Nachhilfe durch die Eltern angestoßen wurde. Bei den Gymnasiasten hat fast die Hälfte selbst die Initiative ergriffen und Nachhilfe in Anspruch genommen. Aber auch hier waren es hauptsächlich die Eltern, die Nachhilfe für ihre Kinder möchten.
Durch die Veränderungen der familiären Situation können Eltern immer weniger unterstützen. Sei es weil sie beruflich tätig sind und die Zeit für die Hilfe fehlt. Oder weil sie aufgrund des eigenen Bildungsstands nicht helfen können.
Gründe für Nachhilfe teilen sich auf in
- Schülerbezogene Gründe wie zum Beispiel „Erreichen der Versetzung“
- Schulsystembezogene Gründe. Eltern vertrauen nicht mehr auf die individuelle Förderung ihrer Kinder durch die Schule. Deshalb nehmen sie verstärkt Nachhilfe-Angebote in Anspruch, um ihren Kindern die bestmögliche Förderung zu ermöglichen.
- Arbeitsmarktbezogene Gründe. Die gutbezahlten und gut angesehenen Berufe bekommt man nur mit guten Noten. Da Eltern ihren Kindern einen hohen Sozialstatus ermöglichen möchten, investieren sie in Nachhilfe, um die Noten ihrer Kinder zu verbessern.
- Elternbezogene Gründe für Nachhilfe wie zum Beispiel „Erwerb von Lernstrategien“ ihrer Kinder.
Werden Eltern und Schüler nach den Gründen für die Nachhilfe gefragt, so unterscheiden sich ihre Antworten. Die Eltern nennen als Grund eher langfristige Ziele. Unter anderem „Erwerb von Lernstrategien“. Die Schüler nennen als Grund eher kurzfristige Ziele wie zum Beispiel „Erreichen der Versetzung“. Als häufigste Antwort nennen allerdings Eltern und Schüler die Notenverbesserung, wenn es um die Nachhilfe geht.
Wer nimmt Nachhilfe?
Mittlerweile geht die Tendenz eher zur Nachhilfe, um die Noten zu verbessern. Es sind nicht mehr nur die versetzungsgefährdeten Schüler und Schülerinnen, die Nachhilfe bekommen.
Auch wird in den Abschlussklassen mehr Nachhilfe genommen, als in den anderen Klassen. Den Abschluss mit einer möglichst guten Note zu bestehen, ist ein häufiges Motiv für Nachhilfe. Ein gutes Bewerbungszeugnis zu erhalten oder die Note für die Schulempfehlung / den Übertritt zu erreichen, sind die Motive für Nachhilfe.
Die Schüler und Schülerinnen von Gymnasien und Realschulen nehmen am häufigsten Nachhilfe. Auch bei Grundschülern, die auf den Übertritt vorbereitet werden, wird Nachhilfe immer häufiger in Anspruch genommen. Vor allem in den Bundesländern, in denen der Elternwille nicht zählt oder in Bundesländern, in denen die Schulen den Notendurchschnitt als Auswahlkriterium festsetzen, ist Nachhilfe unter den Grundschülern verbreitet.
Laut Bertelmann Studie ist der Anteil der Schüler / Schülerinnen, die Nachhilfe in Anspruch nehmen bei 14% in Deutschland.
Zwischen Klasse 7 und Klasse 11 ist die Anzahl der Schüler / innen, die Nachhilfe nehmen immer noch am höchsten.
Kein Unterschied besteht zwischen Jungen und Mädchen. Beide nehmen gleich häufig Nachhilfe in Anspruch. Allerdings unterscheiden sich Jungen und Mädchen in den Fächern, in denen sie Nachhilfe nehmen. Mädchen nehmen häufiger in Mathematik Nachhilfe als Jungen. Und Jungen nehmen doppelt so häufig Nachhilfe in Deutsch als Mädchen.
Insgesamt hat ca. jeder dritte Schüler / Schülerin im Laufe seiner / ihrer Schulzeit schon einmal Nachhilfe bekommen.
Welche Fächer werden als Nachhilfe genommen?
Mathematik führt die Anzahl der Nachhilfestunden an dicht gefolgt vom Fach Englisch.
Schüler / innen aus dem Gymnasium nehmen weniger häufig Deutsch-Nachhilfe als Realschüler oder Hauptschüler. Mathematik wird von Schüler / innen aus allen Schulformen gleich häufig als Nachhilfe genommen. Ebenso das Fach Englisch. Französisch-Nachhilfe spielt für Realschüler oder Hauptschüler keine Rolle, da das Fach an diesen Schulen kaum unterrichtet wird.
Einkommen der Eltern und Nachhilfe
Einige Studien haben belegt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Einkommen der Eltern und ob ein Schüler oder eine Schülerin Nachhilfe bekommt. Kinder aus höheren Einkommensschichten haben etwas häufiger Nachhilfe als Kinder aus niedrigeren Einkommensschichten. Es gibt mittlerweile jedoch einen Trend, dass auch Eltern aus niedrigeren Einkommensschichten versuchen ihren Kindern Nachhilfe zu ermöglichen. Auch diese Eltern möchten ihren Kindern zunehmend einen besseren Schulabschluss ermöglichen.
Der Bildungsgrad der Eltern hat keinen Einfluss auf die Nachfrage von Nachhilfe.
Wer bietet Nachhilfe an?
Nachhilfe wird in Deutschland angeboten von
- Ausgebildete Lehrkräfte
- Studenten oder Schüler
- Nachhilfeinstitute
- Privates Umfeld
- Online Anbieter
Die drei ersten Nachhilfearten werden am häufigsten in Anspruch genommen. Nachhilfe von der Familie oder Verwandten gibt es bei ca. 20% der Schüler / Schülerinnen. Die Online Nachhilfe steht noch ganz am Anfang mit 4% Nachfrage. Dies ist sicherlich ein Bereich, der in den nächsten Jahren noch stark ansteigen wird.
Seit den 80ziger Jahren steigen die Anbieter von Nachhilfe stark an. Der Bundesverband von Nachhilfe- und Nachmittagsschulen (VNN) schätzt eine Zahl von 4000 Zweigstellen von Nachhilfeinstituten. Der Verband geht auch davon aus, dass die professionellen Anbieter nur ca. 30% des Gesamtbedarfs an Nachhilfe abdeckt. Der Rest teilt sich in private Angebote durch Familienangehörige und Schwarzarbeiter. Dies sind dann Lehrer / innen oder Studenten, die sich etwas hinzu verdienen ohne eine Gewerbe angemeldet zu haben.
Wie viel private Nachfrage in Anspruch genommen wird oder auch angeboten wird, kann nicht geprüft werden. Hier befinden wir uns in einer Grauzone, über die keine Zahlen vorliegen, sondern nur Schätzungen.
Die professionellen Anbieter sind die Nachhilfeinstitute Studienkreis und Schülerhilfe
Die beiden Anbieter Schülerhilfe und Studienkreis werben auf ihrer Homepage mit der hohen Qualifikation ihrer Nachhilfelehrer. Allerdings gibt es fast keine konkreten Überprüfungen oder Bestätigungen hinsichtlich der Qualifikation der beschäftigten Lehrkräfte.
Der Nachhilfesektor ist nicht der Schulaufsicht unterstellt. Um ein Nachhilfeinstitut zu eröffnen braucht man lediglich eine Gewerbeanmeldung. Und bei einer Gewerbeanmeldung wird nicht überprüft, ob eine fachliche oder pädagogische Qualifikation vorliegt. Ebenso gibt es keine gesetzlichen Anforderungen, die an die Nachhilfelehrkräfte gestellt werden.
Die meisten Eltern jedoch gehen davon aus, dass die unterrichtenden Lehrkräfte an den kommerziellen Instituten ausgebildete Lehrer / Lehrerinnen sind.
Die Schülerhilfe oder der Studienkreis lassen sich freiwillig zertifizieren. Die Schülerhilfe lässt sich regelmäßig nach DIN EN ISO 9001 zertifizieren. Der Studienkreis lässt sich regelmäßig durch den TÜV Rheinland zertifizieren. Trotzdem kann man auf den Homepages beider Anbieter keine konkrete Information zu den Qualifikationen der Lehrkräfte finden.
Allerdings geben bei einer Befragung 80% der Schüler / Schülerinnen an, dass sie den Eindruck haben die Nachhilfelehrkraft versteht etwas von ihrem Fach. Auch über 90% der Eltern sind dieser Meinung.
Weitere deutschlandweite Anbieter von Nachhilfe:
- Abacus
- KeepSchool GmbH
- Kumon Deutschland GmbH
- Lernstudio Barbarossa
- Berlitz Deutschland GmbH (reine Sprachschule)
Kathi Seibert meint
Ich bin beruflich tätig und kann mein Kind nicht mehr so gut bei seinen Hausaufgaben unterstützen. Bei Sohn ist auf dem Gymnasium und hat ebenfalls selbst die Initiative für Nachhilfeunterricht ergriffen, was mich sehr gefreut hat. Er hat nun Hilfe für Französisch und Latein. Seine Noten sehen schon besser aus.