Du weißt bestimmt noch, wie viel Stress die Schule manchmal machen kann. Das ist echt kein Spaziergang, besonders während der Pubertät. In dieser Zeit kommt das Lernen oft an letzter Stelle. Das führt dann ganz schnell zu einer kritischen Situation in der Schule bis hin zur Versetzungsgefährdung. Stell dir vor, dein Kind bleibt sitzen oder ist zumindest kurz davor.
In diesem Artikel möchte ich Pro´s und Con´s von Sitzenbleiben aufzeigen und auch erklären was du machen kannst, um dein Kind in einer schwierigen schulischen Phase zu unterstützen. Außerdem kommt ganz zum Schluss meine persönliche Erfahrung mit meiner Tochter.
Was bedeutet Sitzenbleiben?
„Sitzenbleiben“ ist ein bekannter Begriff aus dem deutschen Schulsystem, und bedeutet, dass ein Schüler das Schuljahr wiederholen muss, weil die schulischen Leistungen nicht ausreichen, um in die nächste Jahrgangsstufe versetzt zu werden. Wenn die Leistungen in mehreren Fächern oder in einem besonders wichtigen Fach nicht gut genug sind, müssen die Betroffenen das Jahr noch einmal durchlaufen. Das Sitzenbleiben soll den Schülern die Möglichkeit geben, den verpassten Stoff nachzuholen und sich schulisch zu verbessern. Allerdings ist das Thema durchaus umstritten in der Bildungsdebatte: Manche sehen es als zweite Chance, andere als Belastung und Stigmatisierung.
Pro Argumente
Grundlagen festigen
Wenn dein Kind ein Schuljahr wiederholt, bekommt es die Möglichkeit, den Stoff, den es vielleicht nicht ganz verstanden hat, noch einmal zu lernen. Das ist besonders hilfreich, wenn Lücken da sind, die sonst später Probleme machen könnten. Ein zusätzliches Jahr kann helfen, diese Grundlagen zu festigen, was langfristig den schulischen Erfolg fördert.
Selbstbewusstsein aufbauen
Wenn dein Kind ein Jahr wiederholt und dann die Inhalte besser versteht und gute Noten schreibt, kann das sein Selbstbewusstsein stärken. Es ist eine zweite Chance, zu zeigen, was man wirklich kann.
Reifezeit
Gerade in der Pubertät kann ein zusätzliches Jahr deinem Kind helfen, emotional und sozial reifer zu werden. Manchmal braucht man einfach ein bisschen mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Außerdem hat ein Kind oder Jugendlicher dann mehr Ruhe in der Schule und kann es entspannter angehen. Eben weil die meisten Fächer ja gar kein Problem darstellen. Richtig lernen muss dein Kind dann nur in den (beiden) Fächer, die zum Sitzenbleiben geführt haben.
Neue Klasse – neues Glück
Manchmal liegt es auch an der Klasse, weshalb dein Kind schlechte Noten schreibt. Vielleicht kommt dein Kind nicht mit den Klassenkameraden klar, vielleicht ist die Klasse zu laut und dein Kind kann sich nicht konzentrieren und vieles mehr. In einem solchen Fall kann es ein Vorteil sein, wenn dein Kind wieder in einer neuen Klasse starten kann, die besser zu ihm passt.
Contra Argumente
Verlust von Freundschaften
Wenn dein Kind sitzenbleibt, wird es von seinen bisherigen Freunden getrennt, weil die ja in die nächste Klasse kommen. Das kann sozial wirklich schwierig sein, weil Freundschaften in diesem Alter eine große Rolle spielen. Hinzu kommt, dass dein Kind sich in einer neuen Klasse integrieren muss. Gerade in der Pubertät ist das schwierig und führt zu zusätzlichem Stress und Unsicherheiten. Hier sollte es eher das Ziel der Schule und Lehrkräfte sein die Jugendlichen psychisch zu stabilisieren anstatt neue schwierige Lebensphasen zu kreieren.
Stigmatisierung
Sitzenbleiben kann deinem Kind zu einem Gefühl des Versagens führen. Es kann sich isoliert fühlen und denken, dass es nicht gut genug ist. Das kann echt hart sein, besonders wenn Freunde weiterkommen und es selbst zurückbleibt.
Motivationsverlust
Dein Kind kann komplett die Motivation verlieren, wenn es sitzenbleibt. Es fühlt sich demotiviert und frustriert, was seine schulischen Leistungen noch weiter beeinträchtigen kann.
Denn in den meisten Fällen bleibt ein Schüler nur sitzen, weil es in 2 Fächern nicht gut läuft. All die anderen Fächer sind oft gar kein Problem. Und all diese Fächer muss dein Kind dann auch wiederholen. Und das kann sehr demotivierend wirken. Wozu den ganzen Stoff nochmals lernen, obwohl hier ganz ordentliche Noten geschrieben wurden? Das fühlt sich nach Zeitverschwendung an und kann dazu führen, dass dein Kind es in diesen Fächern jetzt schleifen lässt.
Finanzielle und zeitliche Belastung
Ein zusätzliches Schuljahr kann auch für dich als Eltern eine finanzielle und zeitliche Belastung sein, besonders wenn du Nachhilfe oder andere Unterstützungen organisieren musst.
Wie kannst du damit umgehen?
Wenn dein Kind sitzenbleibt, ist es wichtig, dass du verständnisvoll und unterstützend bist. Hier sind ein paar Tipps:
- Sprich offen darüber: Erkläre deinem Kind, dass das Sitzenbleiben kein Weltuntergang ist und dass es viele erfolgreiche Menschen gibt, die auch mal ein Jahr wiederholen mussten.
- Unterstütze es schulisch: Überlege, ob Nachhilfe oder zusätzliche Lernmaterialien hilfreich sein könnten, um die Schwächen aufzuarbeiten.
- Fördere Selbstbewusstsein: Betone die Stärken deines Kindes und hilf ihm, seine Erfolge zu sehen, egal wie klein sie sein mögen.
- Soziale Unterstützung: Ermutige dein Kind, neue Freundschaften zu knüpfen und in der neuen Klasse Anschluss zu finden.
Ich weiß, das Thema ist echt schwer und auch ich habe noch nicht ganz herausgefunden, wie ich am besten damit umgehe (siehe Abschnitt unten).
Statistiken: wie oft kommt Sitzenbleiben in Deutschland vor?
Laut aktuellen Statistiken des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bleiben in Deutschland durchschnittlich etwa 2,3% der Schüler an allgemeinbildenden Schulen pro Schuljahr sitzen. Dabei gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise sind die Sitzenbleiberquoten traditionell höher als in anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein oder Berlin.
Ein weiterer interessanter Punkt ist die Verteilung nach Schulformen. Man könnte ja vermuten, dass die meisten Schüler im Gymnasium sitzenbleiben. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Sitzenbleiber gibt es an den Hauptschulen in Klasse 9. Auch in den Realschulen in den Klassen 7-9 gibt es den Großteil der Schüler, die nicht versetzt werden. Ebenfalls auffällig ist ein hoher Anteil an Nichtversetzungen in der Einführungsphase der Gesamtschulen (also nach dem mittleren Schulabschluss und vor der Oberstufe). In der Grundschule hingegen ist das Sitzenbleiben eher selten und wird oft vermieden, da es als besonders belastend für jüngere Kinder angesehen wird.
Ich persönlich finde die unterschiedlichen Regelungen zur Klassenwiederholung in den einzelnen Bundesländern sehr ungerecht. Nur weil ein Kind zum Beispiel in Bayern zur Schule geht, wird es gezwungen ein Jahr länger zur Schule zu gehen. Weil eben in diesem Bundesland die Versetzungsregelungen viel strenger sind. Das sollte nicht sein und die Kultusminister sollten sich endlich auf einheitliche Regelungen einigen.
Meine persönliche Erfahrung
Die 9. Klasse am Gymnasium stellte dieses Jahr eine besondere Herausforderung dar. Mitten in der Pubertät rückte für meine Tochter die Schule plötzlich in den Hintergrund. Klischeehaft waren besonders die Fächer Mathematik und Physik die Problemkinder, und auch in Chemie lief es nicht rund. Um die Weihnachtszeit herum begann ich, als Mutter, nervös zu werden. „Wenn das so weitergeht, muss sie das Jahr wiederholen“, dachte ich mir. Meine Tochter wusste zwar, dass ihre Noten nicht gut waren, doch jegliche Ambitionen, etwas dagegen zu tun, fehlten. Nachhilfe lehnte sie kategorisch ab.
Ich hatte bereits eine Nachhilfelehrerin kontaktiert, es ging nur noch um die Terminvereinbarung. Doch meine Tochter wollte keinen zusätzlichen Zeitaufwand in Kauf nehmen. Stattdessen bevorzugte sie YouTube-Tutorials. „Okay“, dachte ich mir, „wenn es funktioniert, gerne.“ Leider tat es das nicht.
Die Ratschläge, die ich von anderen Müttern bekam, waren teils ziemlich abenteuerlich. Ein Vorschlag war, meiner Tochter den Sport zu streichen, wenn sie nicht genug lernte. Doch sie ist sportlich sehr aktiv und spielt in einer Mannschaft. Bewegung braucht sie zum Ausgleich. Ihr den Sport zu verbieten, würde sie nur noch mehr zu TikTok und Instagram treiben, wo sie ohnehin schon viel zu viel Zeit verbringt. Zudem ist tägliche Bewegung enorm wichtig für ihr Wohlbefinden.
Ein weiterer Ratschlag war, ihr die Zukunftsaussichten mit einem Hauptschulabschluss aufzuzeigen. Dies hatte ich bereits versucht, jedoch ohne Erfolg.
Wie du siehst, erhält man viele gut gemeinte Ratschläge, wie man sein Kind motivieren kann und wie dann alles besser werden soll.
Wir haben viel miteinander gesprochen, und am Ende hat sie die Klasse geschafft. Aber ganz ehrlich: Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit, die nicht immer so reagiert, wie es in der Theorie beschrieben wird. Besonders nicht während der Pubertät. Da bleibt einem nur zu hoffen, dass die Zeit irgendwie vorübergeht und das eigene Kind selbst zur Einsicht gelangt, dass ein wenig mehr Lernen nicht schaden kann.
Bis es soweit ist, wünsche ich dir und mir starke Nerven und viel Geduld.
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